Offener Brief: „Besserer Schutz von Risikogruppen“
21. Dezember 2020

Prof. Dr. med. Peter Rohmeiß:

„Viele unserer Dialysezentren sind direkt an große Krankenhäuser in der Region angebunden, Wir dialysieren auch sehr viele Intensivpatienten. Im Gegensatz zur ersten Welle erleben wir gerade eine steigende Zahl an Patienten, die an Covid-19 erkranken. Wissenschaftlich ist inzwischen deutlich belegt, dass das Alter das höchste Risiko darstellt, an Covid-19 zu sterben und dass mehrheitlich Menschen über 80 Jahren sehr schwere/tödliche Krankheitsverläufe aufweisen.

Ein überwiegender Teil der Corona-Toten in Deutschland entfällt inzwischen auf Alten- und Seniorenheime. Um Infektionsherde schon frühzeitig aufzudecken, sind wir inzwischen dazu übergegangen, Patienten, die aus betreuten Einrichtungen wie Reha-Zentren und Seniorenheimen zu uns kommen, präventiv vor jeder Dialyse, also mehrmals pro Woche, zu testen. Das bedeutet für unsere Mitarbeiter zwar einen erheblichen Mehraufwand, wir nehmen unsere Verantwortung als ambulanter Gesundheitsanbieter aber sehr ernst. Dazu gehört auch, dass sich all unsere Mitarbeiter im Verbund regelmäßigen Testungen unterziehen.

Es ist zu begrüßen, dass Bund und Länder am Sonntag verpflichtende Coronatests für das Personal in Seniorenheimen beschlossen haben. Viele Einrichtungen sind proaktiv längst dazu übergegangen. Aber das allein reicht nicht, es braucht ja auch qualifiziertes Personal, das solche Testungen durchführt.

Mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz, das seit Januar 2019 gilt, hat die Bundesregierung den Fachkräftemangel in Senioreneinrichtungen zusätzlich verschärft. Dadurch, dass Krankenhäuser nun einen gewissen Personalschlüssel erfüllen müssen, ist ein Preiskampf um Fachkräfte ausgebrochen. Pflegeeinrichtungen können hier nicht mehr mithalten. Qualifiziertes Personal wandert in Krankenhäuser ab, was dazu geführt hat, dass die Qualität der Pflegeversorgung in Deutschland gesunken ist.  Für diese Situation wirkt Corona nun wie ein Brennglas.

Ich appelliere an die Politik, endlich alle Kraftanstrengungen auf den Schutz der vulnerablen Gruppen zu legen. Das heißt, eine nachhaltige Strategie mit einer deutlichen Erhöhung der Testungen von Betreuern und Besuchern zu entwickeln und auch die finanziellen Mittel vorzuhalten, um die notwendige Personalausstattung und die besten Schutzvorrichtungen in den Einrichtungen zu ermöglichen. In all den Monaten ist es der Bundesregierung bisher nicht gelungen, ein tragfähiges Konzept vorzulegen. Es war absehbar, dass es in den Wintermonaten zu einer Verschärfung der Situation kommen wird.

Ein großer Hoffnungsträger ist der Impfstoff, doch bislang wissen wir nicht, wie schnell die vulnerablen Gruppen geimpft werden können und ob der Impfstoff ausreichend lang wirkt. Daher braucht es sofortige Maßnahmen, um nicht von einem Lockdown zum nächsten zu schlittern - mit fatalen Folgen für unsere Wirtschaft, das Sozial- und Bildungsleben sowie die Kultur – und nicht zuletzt für alle Patienten, die auf ein starkes und nicht-überlastetes Gesundheitssystem angewiesen sind

Ich bin mir sicher, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime sowie das ambulante Gesundheitssystem stehen Hand in Hand bereit für die notwendige Umsetzung vor Ort - zum Schutz unserer Patienten, die uns am Herzen liegen.“

 

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